Kombinierter Konstruktion

Durch die bisherigen Tests haben wir nach und nach ein Verständnis für die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Konstruktionsweisen und Leimtypen erhalten. Da sich bisher aus den drei getesteten Leimen oder der vernähten Bauweise keine Ideallösung für den Gesamtpanzer herauskristallisiert hat, kam uns die Idee, eine kombinierte Konstruktion aus unterschiedlichen Methoden zu versuchen.

Die extrem harten und widerstandsfähigen Platten, die aus der Verwendung von Hasenleim resultierten, sind vorzüglich zum Schutz exponierter und ohnehin wenig beweglicher Bereiche wie Brust und Rücken geeignet. Andere Zonen, die deutlich flexibler sein müssen, können nicht auf diese Weise verarbeitet werden und erfordern einer andere Herangehensweise. Unsere Schlussfolgerung war der Versuch, die materiellen Gegebenheiten zu nutzen und anstatt den gesamten Brustpanzer auf eine Art zu fertigen, die Bereich entsprechend ihrer Anforderungen anzupassen. Brust und Rücken sollten nach der bewährten Weise gehärtet werden, während die Seitenbereiche nicht mit Leim behandelt wurden.

Nach den positiven Erfahrungen entschieden wir uns für die bereits im letzten Beitrag vorgestellt Bauweise, bei der sich lange Lagen um den Leib mit schmaleren und höheren Stofflagen für Rücken und Brust abwechselten. Wir bereiteten alle Stofflagen und eine ausreichende Menge an Hasenleim vor und begannen den Klebeprozess wir üblich, indem die erste schmale Stoffschicht für die Brust eingetaucht wurde und dann flach ausgebreitet. Es folge die erste lange Stofflage, die um den gesamten Rumpf führen sollte, die allerdings nicht in den Leim eingetaucht, sondern trocken auf die mit Leim getränkte Stofflage gelegt wurde. In dem Bereich, in dem der trockene Stoffe den mit Leim getränkten überlappte, wurde der trockene Stoff mittels eines Pinsels mit Leim überstrichen. Auf diese beiden Lagen kam erneut eine schmale Stück für die Brust, das in Leim eingetaucht wurden und darauf wiederum ein lange, trockene Stofflage, die in gleicher Weise nur im überlappenden Bereich mit Leim bepinselt wurde. Dieser Prozess wurde 8 Mal wiederholt, sodass sich in der Mitte der Brust 16 Lagen Stoffes überlappten. Im Ergebnis entstand ein Verbundstück mit einer festen Panzerplatte, aus der auf beiden Seiten Stofflagen ragten, die nicht mit Leim versehen waren.

 

 

Wie im letzten Beitrag erläutert, war die feste Planzerplatte dort, wo sich beide Stofflagengrößen überlappten, 16 Lagen dick, darüber, im oberen Drittel der Platte, nur 8 Lagen. In gleicher Weise war der noch "roh" und ohne Leim verbliebene Rest der langen Stofflagen 8 Schichten stark. 

 

 

Wir haben eine weitere Idee an der entstanden Panzerplatte umgesetzt. Bei den bisherigen Platten, die mit Hasenleim verarbeitet wurden, hatten wir eine Anzahl von gleich großen Lagen aufeinander gelegt. Diese schlossen allerdings niemals genau ab, wodurch an den Rändern der Platten ein fransen-, zum Teil sägezahnartiger Effekt entstand und die Kanten relativ scharf und unangenehm machte. Um dieses Problem zu umgehen wurde die letzte, in Leim getauchte Stofflage größer bemessen und um die restlichen, bereits verarbeiteten Lagen umgeklappt. Durch den Leim hielten die umgeschlagenen und festgedrückten Ränder auf der Rückseite von selbst und trockneten in dieser Position. Auf dem oben abgebildeten Foto sind die umgeklappten und dadurch gerundeten Kanten deutlich erkennbar.

 

 

Für die Rückenplatte haben wir das gleiche Verfahren erneut durchgeführt und die Lagen schmalen, in Leim getauchten Lagen, abwechselnd auf die trockenen, längeren Lagen gelegt. Da der Bereich zwischen den beiden Panzerplatten nach dem zweiten Klebevorgang noch immer weich und flexibel, aber die 8 einzelnen Stoffschichten in ihrer Länge nicht mehr veränderbar sein würden, haben wir vor dem Verleimen der Rückenplatte die 8 Lagen, die bereits mit der Burst verleimt waren, an der entsprechenden Stelle, an der die Rückenpanzerplatte liegen sollte, mit einer Naht versehen. Auf diese Weise war gewährleistet, dass die zwischen den Platten befindlichen Schichten fixiert waren und sich in der Länge nicht mehr verändern würden. Auch bei der Rückenplatte wurde die letzte Lage größer geschnitten und um die Ränder geklappt. Das Ergebnis war insgesamt sehr positiv. Leider entstand aufgrund der Trocknung in einer Umgebung ohne Zugluft leichter Schimmelbefall auf der Rückenplatte.

 

 

Die kombinierte Konstruktion ergab ein robustes und brauchbares Rumpfstück, durch das das Aussehen der vollständigen Rüstung schon gut zu erahnen ist. Anders als bei den ausschließlich mittels Nähten verbundenen Panzerplatten ist durch die Härte des Leimes auch gegen stumpfe Gewalteinwirkung eine herausragende Schutzwirkung garantiert. Wie zu erkennen ist, sind die Seiten weiterhin locker und flexibel und das Anlegen des Panzers damit problemlos möglich. Allerdings sind dadurch auch die Seiten deutlich anfälliger für Angriffe. Die Lösung für dieses Problem konnten wir aus zahlreichen Vasenabbildungen ableiten, auf denen auf Flanken der Panzer Metallschuppen aufgebracht sind. Würde man die flexiblen Seiten mit Schuppen versehen, so wäre die geringe Schutzwirkung kompensiert.

 

M.Z