Aufbau anhand von Vasenbildern

Da die gefundenen Fragmente von Leinenpanzer zu wenige Anhaltspunkte über dessen Aufbau und das Aussehen bieten, muss die Rekonstruktion des Leinenpanzers anhand weiterer Quellen wie dem Bildmaterial auf der Keramik und Plastik erfolgen. Im Rahmen von kriegerischen Auseinandersetzungen werden Leinenpanzer am häufigsten in der griechischen Vasenmalerei abgebildet. Die Tendenz, Hopliten mit Leinenpanzer darzustellen, nimmt ab 490 v. Chr. immer weiter zu. Im 6. Jahrhundert halten die Hopliten entweder den Schild vor der Brust oder tragen einen Bronzepanzer, wohingegen der Leinenpanzer selten dargestellt wird. Im Gegensatz zu dem Leinenpanzer, der mit zahlreichen Motiven versehen wird, zeichnet sich der Bronzepanzer in der Ikonographie durch Schlichtheit aus. Gerade in der Ikonographie nimmt im 5. Jahrhundert die Dekoration von kleineren Details deutlich zu. Somit bleibt zu klären, ob der Leinenpanzer dem Maler eine größere Breite an Dekorationsmöglichkeiten als der Bronzepanzer bietet. Besonders auf ikonographischen Darstellungen wird der aufwendigen Gestaltung der Hoplitenrüstungen eine große Bedeutung beigemessen, so wird nicht nur der Panzer mit unterschiedlichen Motiven versehen, sondern auch Beinschienen sowie Helm. Ob der Leinenpanzer ein Prestigeobjekt darstellt und nur von einer beschränkten Gruppe getragen wird, kann auf Grund der großen Variabilität von Personenträgern nicht ganz geklärt werden. So tragen neben griechischen Hopliten auch Feindgruppen wie Amazonen und Perser den Leinenpanzer.

 

Aufbau

 

Nur auf einer kleinen Gruppe von Vasendarstellungen wird eine Person beim Anlegen eines Leinenpanzers dargestellt. Diese Szenen beschränken sich auf die im 6. Jahrhundert aufkommenden Abschiedsszenen des Hopliten von seiner Familie, womit die Wehrbereitschaft sowie die Erwartung der Polis demonstriert werden soll. Auf diesen Darstellungen liegt die Konzentration auf dem Leinenpanzer, den der Hoplit um seine Taille legt und vorne verschließt. Da sich für den Maler eine Frontaldarstellung einfacher realisieren lässt, kann die stilistische Umsetzung ein maßgeblicher Faktor für den Verschluss des Panzers an der Vorderseite gewesen sein. So zeigen Seitendarstellungen von Leinenpanzern auch seitliche Lederbänder, womit der Panzer auch an der Seite verschlossen werden konnte. Im letzten Schritt werden die hochstehenden Schulterklappen heruntergeklappt und am Brustbereich befestigt.

Metallschuppen

 

Die Metallschuppen sind mit Löchern versehen und werden sowohl auf den Stoff als auch aneinander vernäht. Die Form der Schuppen kann variieren: so können rundförmige mit quadratförmigen Schuppen nebeneinander erscheinen. Oftmals werden rundförmige Schuppen auf dem mittleren Bereich der Brust platziert, wohingegen die Seiten mit quadratförmigen Schuppen versehen werden. In seltenen Fällen wird der ganze Panzer mit Schuppen versehen, dessen aufwendige Gestaltung womöglich einem ästhetischen Aspekt zugrunde liegt.

 

Pteryges

 

Wo zu Beginn der Vasendarstellungen die fransig eingeschnittenen Pteryges eine doppelte Reihe bilden, werden diese im 5. Jahrhundert zu einer Schicht reduziert. Der doppelte Aufwand, die hohen Kosten sowie das hohe Gewicht können das Weglassen dieser Schicht begünstigt haben.

 

 Text: J.D.

Bilder: K.G.