Eine zweite Rüstung

Eiserner Brustpanzer aus einem der Königsgräber von Vergina. Der Panzer ist aus Eisen mit vergoldeten Bronzeapplikationen gefertigt, das Eisen war ursprünglich mit Leinen überzogen.

Nach der Fertigstellung unseres ersten Panzers wollen wir eine alternative Konstruktionsweise versuchen. Der bekannte Eisenpanzer aus einem der Königsgräber von Vergina sowie ein deutlich weniger bekannter Panzer aus einem Grab von Aghios Athanassios sollen dabei als Vorbilder dienen. Der Brustschutz dieser Panzer besteht aus fünf leichte gebogenen Eisenplatten, die um den Körper gelegt werden. Die Brust wird durch zwei übereinanderliegende Platten geschützt. Die Schulter sind ebenfalls aus mehreren Eisenplatten zusammengesetzt, nur die Pteryges am unteren Ende bestanden aus einen anderen Material. Daraus ergibt sich ungefähr der folgende Aufbau:

Ein solcher Aufbau hat einige Vorteile. Erstens wird der besonders exponierte Bereich der Brust doppelt geschützt, ohne das Gewicht durch höhere Panzerung in anderen Zonen unnötig zu erhöhen. Zweitens gibt es durch die überlappenden Platten keinen Schwachpunkt auf der linken Vorderseite und drittens - dies ist für eine Version aus Leinen von besonderer Wichtigkeit - entfällt der Verschnitt, da keine Armlöcher in das Material geschnitten werden müssen.

Wir haben uns dazu entschlossen, die Eisenplatten erst einmal 1:1 durch Leinenplatten zu ersetzen, allerdings die Schultern dieses Mal aus Leder zu fertigen, um auch diese Möglichkeit auszuprobieren. Die Leinenplatten wurden aus 14 Lagen groben Stoffes hergestellt und mit 3 Lagen weißen Leinens überzogen, um eine edlere Oberfläche zu erhalten. Anschließend wurden die Platten zum Trocknen auf spezielle, gebogene Roste gelegt. Als Leim haben wir Stärkekleister verwendet, der sich als einfachste Lösung etabliert hat.


Im Wesentlichen gibt es 3 Möglichkeiten, die Platten aneinander zu befestigen. Entweder, man verbindet sie mit Scharnieren aus Bronze oder schmalen Lederstreifen, oder aber befestigt alle Platten auf einer großen Lederhaut. In diesem Versucht haben wir uns für letztere Möglichkeit entschieden. Diese Konstruktionsweise entspricht der Lederrüstung aus Golyamata Mogila, die allerdings mit Bronzeschuppen überzogen war. Analog zu diesem Panzer werden wir die Schultern auch aus demselben Lederstück herausschneiden, ebenso wie eine Reihe der Pteryges. Die von uns verwendete Rinderhaut hat eine Stärke von 4 bis 6 mm und erhöht die Schutzwirkung des Panzers damit noch einmal erheblich.

Da das Leder sehr steif ist und sich kaum in die Rundungen der Platten einfügen wollte, musste es erst einmal gewässert werden. Vorher wurde die Haut noch grob in Form geschnitten, wodurch sich die spätere Form und auch die Position der Schultern schon deutlich zeigte. Nachdem die Lederhaut vollständig durchnässt war, wurde sie auf die Platten gelegt und an deren Rundungen angedrückt. Dabei mussten die Platten durch eine Plastikfolie vor der Nässe geschützt werden, auch um unschöne Verfärbungen durch das Leder zu vermeiden. Als das Leder nach 2 Tage getrocknet war, behielt es die Form bei und wir konnten mit dem Vernähen beginnen.

Um die Panzerplatten auf das Leder aufnähen zu können, mussten sowohl die Platten als auch das Leder perforiert werden. Erst wurden entlang der Ränder der Platten Punkte im Abstand von 1 cm gesetzt, wo dann mittels einer Ahle Löcher gestochen wurden. Aufgrund der Stabilität der Platten war hierfür eine großer Kraftaufwand notwendig und der Prozess musste pro Loch 2 bis 3 mal wiederholt werden, auch von der Innenseite nach außen, um Löcher geeigneter Größe zu schaffen. Auch das Leder hätte mit einer Ahle bearbeitet werden können, doch mit einer Ahle gestochene Löcher schließen sich in der Regel schnell wieder und erschweren das Nähen. Daher haben wir uns hier moderner Mittel bedient und Löcher vorgebohrt.


Bei der Übertragung der Löcher in der Platte auf das Leder ist größte Vorsicht geboten, damit die Löcher später genau übereinander liegen. Selbst eine Verschiebung von 3 oder 4 mm bedeutet beim Vernähen später große Probleme. Daher haben wir die perforierten Platten auf die entsprechende Stelle der Haut gelegt, mit 3 Ahlen fixiert und dann mit einer weiteren Ahle durch die Löcher der Platte gestochen, um die Stelle auf dem Leder zu markieren.

Das Vernähen selbst verlief dann mehr oder minder problemlose, wenn die Löcher genau übereinander lagen. Bisher wurden 3 Platten vernäht. Die spätere Form des Panzers lässt sich damit schon gut erahnen. Sobald auch die restlichen Schritte erledigt sind, gibt es ein neues Update.