Rüstung das erste Mal ausgestellt

Nachdem wir unsere Rüstung nach dem Vorbild der Vase des Achilleus-Malers vor einigen Monaten endlich fertig gestellt haben, ist sie nun das erste Mal öffentlich ausgestellt. Neben den Schultern (siehe früherer Blogeintrag) wurden zuvor auch auch die Pteryges am unteren Ende angebracht. Sie wurden vernäht und verklebt. Im Anschluss wurde noch ein Ständer aus Holz in Körperform gebaut, um die Rüstung auch ordentlich präsentieren zu können. Die Schultern und die Seite des Körperpanzers haben mittels Leinenschnüren verschlossen, wie auf den Bildern gut erkennbar ist. Dabei wurde uns klar, dass diese Schnüre, die auch auf Vasenbildern stets gut erkennbar sind - oftmals auch mit den Schlaufen der Schleifen, die klar machen, dass es sich um ein flexibles Material handelte - eine Schwachstelle darstellen. Im Kampf hätte eine leichte Berührung mit der Klinge einer Lanze oder eines Schwertes ausgereicht, um eine der Verschnürungen zu zerschneiden und den Träger im Kampf stark einzuschränken. Es ist zu überlegen, ob nicht vielleicht statt Schnüren aus Leinen oder auch Leder Bronzehaken eingesetzt werden könnten. Die Verschlüsse von Bronzepanzern sind seit jeher mit Bronzebolzen versehen, daher ist die Überlegung nicht abwegig.

Rechts neben der Rüstung ist der ist ein Abguss des Bogenschützen aus dem Ostgiebel des Aphaia-Tempels von Ägina zu sehen. Er ist aufgrund seiner Löwenhaube als Herakles zu identifizieren. Diese erinnert an das Fell des Kithaironischen oder des Nemeischen Löwen, das er fortan als Umhang oder Haube trug. Die Figuren, die heute im Original in der Glyptothek in München zu sehen sind, datieren um 510 v. Chr. Herakles ist mit einem Leinenpanzer ausgestattet, die Pteryges und die linke Schulterklappe sind gut zu erkennen. Die rechte Schulterklappe ist nicht ausgearbeitet und war eventuell einst separat angesetzt. Die Ähnlichkeit zu unserem Panzer ist deutlich erkennbar, wenn gleich der Linothorax des Herakles deutlich tailliert ist. 

Die Rückseite der Statue ist nicht sehr stark ausgearbeitet, aber der Nackenschutz ist dennoch erkennbar. An den Seiten sind unterhalb der Schultern auch die Ansätze des Ecken zu sehen, die sich aus der Form des Schulterschutzes ergeben. Ebenfalls schwer erkennbar sind die herausgearbeiteten Schuppen auf der linken Flanke des Herakles. Auf den Fotos auf der Internetseite der Gipsabgusssammlung sind diese Details deutlich besser zu sehen. Wie die Schulterpartie mit der Rüstung verbunden wurde, ist auf der Statue nicht erkennbar, dafür ist allerdings unsere Lösung gut zu sehen. Wie schon in einem frühen Blogbeitrag vorgestellt, haben wir uns für zwei punktuelle Verbindungen mittels Lederbändern entschieden. Auf diese Weise sind die Schultern zwar fest mit dem Körperschutz verbunden, aber bleiben dennoch recht flexibel, sodass die Armbewegungen in der Schlacht nur in geringem Maße eingeschränkt werden.

Unsere Rüstung ist Teil der Ausstellung über "Krieger*innen. Frauen und Gewalt im 1. Jahrtausend v. Chr." in der Gipsabgusssammlung der Klassischen Archäologie der Universität Hamburg. Dort befinden sich weitere interessante Abgüsse sowie Plakate zu unterschiedlichen Aspekten dieses Themas. Die Ausstellung ist unter der Leitung von Justine Diemke und JProf. Dr. Tobias Moertz im Rahmen einer Lehrveranstaltung entstanden, die Eröffnung fiel mit einem entsprechenden Workshop zusammen, der am 5. Mai in Hamburg stattfand. Die regelhaften Öffnungszeiten sind mittwochs 16 bis 18 und samstags 15 bis 18 Uhr. Die Ausstellung kann noch bis 17. Juni besichtigt werden. Ein Besuch außerhalb der Öffnungszeiten kann mit dem Institut der Klassischen Archäologie abgestimmt werden. Das Sekretariat ist per Email oder Telefon erreichbar.

M.Z.