Die Schultern anbringen

Wie die epomides, das Schulterelement mit Nackenschutz, am Brustpanzer angebracht wurde, ist ebenso unbekannt, wie die meisten übrigen Daten. Das Team um Gregory Aldrete hat sich entschieden, beide Elemente mittels Metallbolzen fest miteinander zu verbinden (S. 83), ebenso wie die übrigen Rekonstruktionen. Doch nach einigen Überlegen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es vorteilhafter ist, Schultern in einer wieder lösbaren und flexiblen Art am Brustpanzer zu befestigen. Die Abbildungen auf den antiken Vasen konnten uns hierbei nur wenig helfen, da die Rückseiten der Schultern eigentlich keine Hinweise darauf geben, wie man in der Antike vorgegangen ist. 


Die einfachste Möglichkeit wäre es sicher gewesen, die Schultern schlicht zu verleimen oder mittels Nieten zu fixieren. Das Zusammennähen wäre theoretisch auch möglich, doch müsste dafür entweder eine größere Anzahl an sehr kleinen Löchern vorgestochen oder direkt durch beide Elemente genäht werden. Da der Panzer aber konstruiert war, um genau das zu verhindern, nämlich das Durchstoßen, hielten wir diese Variante für die unwahrscheinlichste. Das Verleimen wäre praktikabler gewesen, doch auch hatte auch diese Möglichkeit Nachteile. Weil Brustpanzer und Rücken durch die Verleimung recht steif geworden sind, haben beide Teile nur einen unregelmäßigen Kontakt, legt man sie aufeinander. Dies ist für das Verleimen hinderlich, da dann nur an einzelnen Stellen der für eine feste Verbindung notwenige enge Kontakt hergestellt wird. Von den vorgestellten Möglichkeiten bleibt somit das Vernieten als beste Lösung. Hierfür müssen nur wenige Löcher geschaffen werden, die noch dazu etwas größer sein können. Somit ist die Verwendung von einer stärkeren Ahle oder besser noch einem Bohrer möglich. Nur so ist es ohnehin möglich, den Panzer zu durchdringen. Wir haben uns aus praktischen Gründen für die Verwendung eines Akkuschraubers entschieden. Beim Bohren der Löcher wurde deutlich, wie fest das Material und wie hoch damit die Schutzwirkung ist.


Nieten lassen sich ohne allzu großen Aufwand auch wieder entfernen, sodass die Verbindung nicht unauflöslich ist. Allerdings kann die Verbindung ebenso durch Zusammenbinden der beiden Teile mittels Schnüren oder Lederriemen hergestellt werden. Diese Möglichkeit ist noch leichter für Wartungsarbeiten oder Reparaturen zu lösen. Überdies hat diese Technik den weiteren Vorteil, dass die Verbindung deutlich flexibler ist als das Vernieten. Weil die Schultern gegenüber dem Brustkorb leicht beweglich bleiben, wird die Flexibilität des Panzers erhöht und damit die Einschränkung des Kriegers im dynamischen Kampf minimiert. Der Grad der Beweglichkeit kann durch die Anzahl der Schnürungen und deren Platzierung beeinflusst werden. Durch eine geringe Zahl An Verbindungen in der Mitte der Rückenplatte der Schultern wird sie erhöht und dementsprechend durch eine größere Zahl weiter außen verringert. Wir haben uns zwei Verbindungspunkte mit einem eher geringen Abstand entschieden.

Nachdem die Löcher gebohrt waren, wurden stabile Lederriemen Kreuzförmig durch die Löcher der Rückenplatte der Schultern sowie des Brustpanzers gezogen. Wir achteten darauf, dass die Verschnürung selbst auf der Außenseite liegt, um Knoten auf der Innenseite zu vermeiden, die beim Tragen unangenehm drücken würden. 


Nun waren Schultern und Brustpanzer endlich fest und dennoch flexibel miteinander verbunden, sodass wir auch die Schnürungen auf der Vorderseite vornehmen konnten. Die von uns abgeschätzten Längen der Schulterklappen und Platzierungen der Ringe auf der Brust passten sehr gut, sodass beide problemlos mit Schnüren verbunden werden konnten. Beim fertigen Panzer müssten die Schnüre, ebenso wie die Lederriemen auf dem Rücken, noch gekürzt werden. Damit sind wir dem fertigen Panzer wieder ein Stück nähergekommen.